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[Gelesen] im Februar: Ab die Post

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Wie ihr mittlerweile sicher wisst, war ich Ende Februar krank. Anfang März auch. Ich hatte ambitioniert ein Buch angefangen im Februar, das neueste von Jo Nesbø. Das habe ich dann allerdings nicht mehr fertig lesen können, so allein im Dunkeln liegend – vielleicht gibt es dazu noch einen Bericht im März.

Was ich allerdings tun konnte, war Hörbücher hören. Das habe ich dann auch gemacht, insgesamt habe ich drei Hörbücher gehört, jeweils etwa 30 Stunden lang. Was man halt so macht, wenn nichts anderes geht.

Warum dieses Buch?

Gerade gestern wurde bekannt, dass Terry Pratchett verstorben ist. Eine Tatsache, zu der mir einfach die Worte fehlen. Einer meiner Lieblingsautoren, wenn nicht der liebste. 66 Jahre. Zwei noch unveröffentlichte Bücher, von denen die Titel schon feststanden.

Umso passender, dass ich mit Ab die Post gerade einen Scheibenwelt-Roman von Terry Pratchett gelesen bzw. gehört habe. Da kann ich gleich die Gelegenheit nutzen, die Werke von Terry Pratchett noch einmal jedem ans Herz zu legen. Selten habe ich Bücher gelesen (und das gilt für alle), die mit mehr Witz, intelligenter Beobachtung und in jeder Hinsicht phantastischen Geschichten daherkommen. Dabei ist Fantasy wirklich nicht mein Literaturgenre.

Worum geht es?

Feucht von Lipwig, seines Zeichens Ganove aus Leidenschaft, bekommt von Lord Vetenari, dem Herrscher der Stadt Ankh-Morpok, eine zweite Chance. Als Postminister. Als Feucht das Postamt aber erst einmal betreten hat, wird schnell klar, dass Vetinari diese Aufgabe nicht gerade als Belohnung vergeben hat. Das Postwesen liegt völlig brach, Tausende unzugestellte Briefe verstopfen das Gebäude und die wenigen immer noch übrig gebliebenen Mitarbeiter des Postamtes sind gelinde gesagt fragwürdig.

Aber Feucht wäre nicht Feucht, wenn er sich davon unterkriegen lassen würde. Mit einer gefährlichen Mischung aus Kreativität, Menschenkenntnis und krimineller Energie macht er sich ans Werk, das Postamt wiederzubeleben.

Wie ist mein Eindruck?

Ich kenne nicht alle, aber bereits einige Scheibenwelt-Romane. Und dieser hier ist einer meiner liebsten. Der Schauplatz der Geschichte, die Stadt Ankh-Morpok und die größte Stadt auf der Scheibenwelt, ist immer wieder für eine Überraschung gut.

Ebenso wie Lord Vetinari, der einerseits eine sehr interessante Wahl für einen Herrscher ist – sehr aufmerksam und in vielerlei Hinsicht sehr gefährlich. Andererseits könnte ich mich über seine Dialoge mit wichtigen Personen der Stadt und seine oft mehr als fragwürdigen Methoden stundenlang amüsieren. Vetinari ist gewissermaßen der Gute und der Böse gleichzeitig, das macht ihn so interessant.

Und auch der Protagonist der Geschichte, Feucht von Lipwig, ist eine wirklich wunderbare Figur. Durch seine kriminelle Vergangenheit kommt er häufig auf – sagen wir – unkonventionelle Ideen. Gleichzeitig hat er aber eine außergewöhnlich gute Menschenkenntnis, die Presse im Griff und einen seltsamen Tatendrang. Dieser, einmal nicht auf kriminelle Tätigkeiten gerichtet, sorgt für interessante und innovative Entwicklungen im Postwesen von Ankh-Morpok.

Terry Pratchett hat die Gabe, selbst (oder gerade) die merkwürdigsten und wirklich nicht besonders liebenswerten Gestalten in die Highlights seiner Geschichten zu verwandeln. In dieser Geschichte sind das die Golems – Wesen aus Ton, ausgestattet mit einer beschriebenen Tontafel in ihrem Kopf, deren Inschrift ihnen ihre Aufgabe mitteilt. Fast völlig ohne menschliche Züge sind Golems eigentlich eher Maschinen, die Hunderte oder gar Tausende von Jahren eintönige Aufgaben verrichten können, ohne jemals schlafen zu müssen oder krank zu werden. Und doch sind die Golems das Salz in der Suppe dieser Geschichte – mit viel Liebe zur Absurdität sorgfältig gewählten Worten hat Pratchett sie in mein Herz geschrieben.

Ich könnte noch stundenlang über dieses oder jedes andere Buch von Terry Pratchett schreiben, denn alle, die ich kenne, liebe ich sehr. Daher ist das Fazit einfach.

Lest mehr Terry Pratchett. Es lohnt sich, denn er schreibt eine wunderbare Welt – so anders wie unsere und doch oft mit den gleichen Problemen. Ab die Post ist ein Roman über das wieder Aufstehen, im Großen wie im Kleinen. Und deshalb würde ich ihn immer wieder lesen.


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